Der Antrag der SPD sieht vor, das seit Jahren im Aufbau befindliche Leerstandskataster nicht nur als bloße Verwaltungstabelle zu nutzen, sondern aktiv unter Einbeziehung der Bürger/Vermieter für die Gewinnung neuer Bürger zu nutzen.
Hier die Begründung unseres Fraktionsvorsitzenden Heiko Weiershäuser in der Sadtverordnetenversammlung:
Demografischer Wandel bedeutet den Verlust an überwiegend jungen Einwohnern unserer Stadt. Nun kann man darüber reden und lamentieren und bei höheren Stellen um Hilfe rufen.
Oder, meine Damen und Herren, man kann etwas dagegen unternehmen: z.B. mit modernem Stadtmarketing.
Was verbirgt sich also hinter diesem Begriff: ein paar bunte Flyer mit Märchenkeller, Märchenbrunnen, Wolfsfährte oder mit dem Grenzpark Geo-Welten? Oder im Internet zu publizieren, dass wir sowohl an der deutschen Märchen- wie auch Fachwerkstraße liegen ? Oder auf die Mund-zu-Mund-Propaganda über unseren tollen Wohnmobilstellplatzes zu setzen ?
Im Marketingmix eines modernen Stadtmarketing spielen diese althergebrachten Vorgehensweisen auch heute noch ohne Frage eine Rolle – aber mehr eben auch nicht.
Laut BWL und WiWi beschreibt das Wort Marketing ein Konzept der ganzheitlichen und marktorientierten Unternehmensführung zur Befriedigung der Bedürfnisse und Erwartungen von Kunden und anderer Interessengruppen.
Und genau so, als modernes Dienstleistungsunternehmen, sehen wir eine Stadt-Verwaltung.
In Falle unseres Antrages
- kann die Stadt ihren Bürgern bei der Gewinnung von Mietern helfen
- und zwar mit einem ohnehin vorhandenen städtischen Hilfsmittel - dem neu entstehenden Leerstandskataster. Von uns genau aus diesen Gründen seit 2006 gefordert und nun endlich auf dem Weg der Fertigstellung.
- wichtig ist uns: diese kostenlose Hilfe nur dann, wenn die Bürger bzw. Eigentümer das tatsächlich auch wollen, denn der Datenschutz genießt für uns oberstes Gebot.
Kommen wir zum Ziel von Stadtmarketing.
Die Vermarktung des Leerstandskataster soll sich als ein Baustein in das Konzept des Stadtmarketings integrieren und mit dem anderen Bausteinen (Stiftung Energie-Effizienz, Baulandrabatt für Familien, Aktive Kernbereiche usw.) gemeinsam dafür sorgen, Neu-Bürger gewinnen zu können.
Die Definition beschreibt weiterhin, dass Maßnahmen „marktorientiert“ sein sollten. Wo also, stellt sich die Frage, ist ein Markt vorhanden, den wir erschließen könnten.
Der Markt befindet sich bei den Studenten. Seit Jahren wachsen die Zahlen der eingeschriebenen Studenten in Kassel und es sind nicht annähernd genug günstige Wohnungen zu finden.
Wir in Wolfhagen aber haben sie, sogar leerstehende Wohnungen.
Die Fakten für unsere Vermieter:
- Jede an Studis vermietete Wohnung ist besser, als eine leerstehende
- Studis in der Regel 6-10 Semester vor Ort => 3-5 Jahre Einnahme-Sicherheit für die Vermieter
- Studis geben gute Erfahrungen gern über verschiedenste Medien (Fachschaften,Tauschbörsen, Blogs, Wohnungsmarkt etc.) weiter, so dass bei 5000 Ersties jedes Jahr eine Nachvermietung möglich sein sollte.
Welche Fakten erwarten Neu-Bürger von uns?
- Ein Wohnen in angenehmer Atmosphäre
- Dabei darf es aber nicht zu teuer sein (denn die meisten Familien müssen jeden Euro 2x umdrehen, wenn ihre Kinder studieren!)
- Infrastruktur (Einkauf, Versorgung) muss stimmen
Und hier nun unsere Argumente:
- RT4 hält am Stern, also in unmittelbarer Nähe der Uni
- Mit RE auch binnen kürzester Zeit in KS-Wilh., 4 Straba-Stationen, dann an Ingenieursschule
- Schneller von WOH zur Uni als von Harleshsn. Mit Auto oder Bus & Bahn
Und:
- Wolfhager Miet-Preise hier erheblich niedriger als in KS
Diese rationalen Erwartungen können wir also erfüllen. Doch die Definition spricht auch von einem emotionalen Begriff wie Bedürfnissen.
Was heißt also Befriedigung der Bedürfnisse von Kunden und anderer Interessengruppen?
Wir haben zur Befriedigung dieser Erwartungen viel, vielleicht sogar sehr viel zu bieten:
- Wir sind 100% erneuerbare Energien-Stadt – in Studentenkreisen ein zukunftsträchtiger Vorteil
- Unser Fachwerkambiente ist vergleichbar mit Kassels Vorderem Westen, einer äußerst beliebten Studentenwohngegend.
- Einzigartiges Kulturprogramm,
- Gesundheitsversorgung, Krankenhaus, Zahnärzte andere Fachärzte,…
- Sportvereine mit einem hochwertigen Angebot, sogar einen Sportflugplatz
- Doch nicht nur Sportvereine, unser Vereinsregister ist mit 147 Vereinen gut gefüllt, bietet vom Angelsportverein bis zum Waldbühne Erich Oberlist auch ausnahmslos eine tolle Qualität in anderen Freizeitbeschäftigungen
- Wir haben ein super Wohlfühl-Kino, welches eben nicht nur die Blockbuster spielt, sondern auch die künstlerisch wertvollen und anspruchsvollen Filme zeigt.
- 2 Freibäder
- Gastronomie verschiedenster Nationalitäten von Griechenland über Italien, Türkei, bis China…in WOH)
- Zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte vor Ort: Eben nicht nur Netto, Lidl, Aldi, tegut und Herkules ! Nein, wir haben auch noch den Bäcker oder Metzger um die Ecke, wir haben auch noch Schuhfachgeschäfte, Boutiquen und wir haben Schreibwarenfachgeschäfte)
- 3 Sportstudios, von günstig bis nobel
- Buchhandlung und einen Verlag, der entsprechende Fachliteratur problemlos besorgen kann
- Von daher wäre es sicherlich auch wünschenswert, wenn sich die Servicegemeinschaft am Konzept beteiligen und z.B. spez. Aktionen für Studenten kreieren würde
Alles weiche Faktoren, die für uns sprechen. Wir müssen sie nur selbstbewusst und ganzheitlich vermarkten. Denn jeder Neu-Bürger sichert unsere Stadt – nicht nur im Hinblick auf demogr.Wandel. Daher ist jeder Euro gut angelegt, den wir für die Gewinnung von Neu-Bürgern ausgeben, egal ob Studis oder andere.
Den Haushaltspolitikern halten wir schon jetzt auf ihrem Einwand „was soll das alles kosten, wir haben ein Defizit“ entgegen:
- die Stadt legt kein Geld drauf, da über die Zuweisungen aus der Einkommenssteuer der Betrag von 350 € p.A. (netto) zusätzlich pro Neubürger vereinnahmt würde.
- Zudem ergibt sich noch Netto-Zufluss von 300 € bei Schlüsselzuweisungen
- Auch Auswirkungen bei anderen Steuerarten wie Grundsteuer, Gewerbe- und Hundesteuer sind bei Vorliegen der Besteuerungsgrundlage ebenfalls möglich,
- auch bei anderen Erträgen, wie den Zuwendungen des Landes und des Kreises spielt die Einwohnerzahl ebenfalls eine Rolle, kann aber nicht konkret bemessen werden.
Somit kann man mindestens von ca. 800 € pro Neubürger ausgehen
Diese Gelder, flexibel gekoppelt mit Mitteln aus unseren weiteren Programmen
• Aktive Kernbereiche,
• Förderung der wirtschaftlichen Attraktivität der Stadt
• Förderung von Familien mit Kindern
• und der Stiftung Energie-Effizienz-Fond
tja, daraus könnte sich tatsächlich etwas enormes entwickeln.
Ggf. sogar eine Innenstadtoffensive, vielleicht sogar ein Förderprogramm zum Umbau von alter Substanz zu verbundenen Gewerbeflächen oder zu Wohngemeinschaften, Sozialen Gemeinschaften oder ähnlichem, das wäre doch wunderbar...!
Denn wir haben doch erst kürzlich bei einem Vortrag von Experten gelernt: im Immobilienbereich gilt der Faktor 1 : 10 ! Für 1 € eigene Investition folgt das Zehnfache an Investitionen aus Fremdmitteln.
Dazu muss es ihnen, Herr BGM, aber gelingen, auch die einheimischen Banken mit ins Boot zu bekommen. Dann könnte sich daraus langfristig ein enormes Potential für die Zukunft unserer Stadt heben lassen.
Da wir noch nicht wissen, was die Werbemaßnahmen kosten werden, fordern wir Sie auf, dieses sofort in Gesprächen mit den Uni-Stellen zu ermitteln und die entsprechenden Summen in den Haushaltsentwurf 2014 über die Nachmeldeliste einzustellen.
Aus all diesen Gründen bitten wir um ihre Zustimmung!
Eine wichtige Bemerkung noch zum Abschluss:
Herr BGM, wir haben ausdrücklich nichts dagegen, wenn die Verwaltung das Leerstandskataster über den wörtlichen Antragstext hinaus auch außerhalb des Marktes „Studenten“ für ein modernes Stadtmarketing zur weiteren Gewinnung von weiteren Neubürgern nutzt !