MdL Brigitte Hofmeyer: Keine Ende beim hessischen Bildungschaos
„Eine überflüssige Schulgesetzänderung nach der anderen und keine Ruhe in Hessens Schulen“, so der Kommentar der hiesigen SPD-Landtagsabgeordneten, Brigitte Hofmeyer, zur Neufassung des Hessischen Schulgesetzes, die in dieser Woche im Hessischen Landtag beschlossen wird. Die von schwarz-gelb vorgelegten Änderungen seien wieder nur Flickwerk, kritisiert Hofmeyer.
Die angebliche Wahlfreiheit der Gymnasien bei G8 und G9 sei ein Etikettenschwindel. „Weder Eltern noch Schüler haben eine echte Wahl“, sagt die SPD-Politikerin, die Mitglied im Bildungsausschuss des Landtags ist. „Die Schulen entscheiden sich für ihre Schulform, und gerade im ländlichen Raum haben die Kinder aufgrund weniger Schulen kaum Wahlmöglichkeiten.“
Mehr als die Hälfte der Schule sind zu G9 zurück
Proteste von Eltern hätten dazu geführt, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Schulen zu G 9 zurückgekehrt seien. „Die Verkürzung in der Mittelstufe war und ist der völlig falsche Weg“, ist Hofmeyer überzeugt, das hätten die Elternproteste gezeigt.
Auch die neu geschaffene Möglichkeit für Gymnasien, parallel G8 und G9 anzubieten, sei nicht durchdacht. Zum einen dürften solche Angebote nur große Schulen (in der Regel 4-zügig) machen, zum anderen würden nach diesem Modell zunächst ALLE Kinder in den Klassen 5 und 6 nach G8 unterrichtet und könnten deshalb dem Schulstress nicht entgehen. „Ab Klasse 7 entscheidet dann die Schule ‑ nicht die Eltern ‑, ob das Kind zukünftig nach G8 oder G9 beschult werden soll“, stellt die SPD-Politikerin klar. Das sei der völlig falsche Weg, der Elternwille werde ignoriert und die Kinder frustriert.
90% der Eltern gegen G8 - in Wolfhagen sogar noch mehr
„In Hessen lehnen 90% der Eltern die Verkürzung in der Mittelstufe ab“, zitiert Hofmeyer aus einer Studie. Die unausgegorene schwarz-gelbe Bildungspolitik habe einzig und allein dazu geführt, Kindern den nötigen Freiraum zu streichen, Nachhilfe-Stunden auf Rekordhöhe zu bringen und Vereinen den Nachwuchs zu stehlen.
Unser Wolfhager Fraktionsvorsitzende Heiko Weiershäuser, der aktuell als Vater einer Tochter und Elternbeirat direkt betroffen ist, ergänzt: In Wolfhagen sind sogar weit mehr als 90% für G9. Die Elternbeiratsvollversammlung hat einstimmig die Rückkehr beschlossen, die Lehrer mit einem Stimmenverhältnis von 98% ! An der Wilhelm-Filchner-Schule wollen sogar die Eltern der jetzigen Jahrgangsstufen 5 und 6 von der Rückkehr zu G9 profitieren - aber sowohl Kultusministerium wie auch Schulleitung als auch Gesamtelternbeirat berufen sich auf einen Minderheitenschutz und verlangen eine 100%-Quote, ohne aber auch nur ansatzweise die Rechtsgrundlage dafür zu nennen.
„Die Landesregierung muss endlich akzeptieren, dass G8 in dieser Form gescheitert ist“, verlangen Brigitte Hofmeyer und Heiko Weiershäuser. „Gute Bildung und Stress schließen sich aus!
Auf dem Weg zum Abitur wollen wir daher die Verkürzung in der Mittelstufe zurückzunehmen und den Schülerinnen und Schülern in ihrer pubertären Phase mehr Zeit zum Lernen und für Hobbys geben“, beschreibt Hofmeyer die bildungspolitischen Ziele der SPD. „Kinder brauchen Zeit und individuelle Förderung, um zu einem guten Schulabschluss zu kommen.“ Eine sechsjährige Mittelstufe solle von flexiblen Schuleingangs‑ und Oberstufen eingerahmt werden. So entscheide sich einzig und allein nach der Entwicklung des Kindes, ob es bis zum Abitur 12 oder 13 Jahre brauche. „Unser Modell einer individuellen Schulzeitverkürzung reduziert bei den Kindern den Leistungsdruck und beugt damit Schulversagen vor“, erläutert Hofmeyer. „Das ist für uns echte Wahlfreiheit!“