Alle Jahre wieder beginnt die erste Plenarsitzung nach der Sommerpause mit einer Regierungserklärung der Kultusministerin. 2008 war es noch Frau Wolff, 2010 Frau Henzler und 2012 Frau Beer: Wer jedoch erwartet hatte, dass mit jedem Ministerinnenwechsel die Bildungspolitik in Hessen besser werde, sieht sich bitter enttäuscht, zieht Heiko Weiershäuser ein ernüchterndes Fazit!
Bildungsmonitor: Abgerutscht wegen fehlenden Ganztagsangeboten
Der neueste Bildungsmonitor zeigt Hessen im Vergleich zu anderen Bundesländern auf Platz 9, damit sind wir im Vergleich zum Vorjahr (Platz 6) um 3 Plätze zurückgefallen und bundes- weit nicht einmal Mittelfeld. Die schlechte Bewertung wird u.a. mit zu wenig ganztägigen Betreuungsangeboten in den Kindertagesstätten und zu wenigen echten Ganztagsschulen (2,4% bei einem Bundesdurchschnitt von 16,6%!) begründet.
Insbesondere für die Kleinen ist in Hessen das Angebot völlig unzureichend: Von 1150 Grundschulen haben nur 29 echte Ganztagsangebote. Es ist kein Ganztagsangebot, wenn Eltern gesagt bekommen, die Kinder könnten eine kostenpflichtige Hausaufgabenbetreuung erhalten oder sich in der Pausenhalle oder dem Schulhof aufhalten, um 2 Freistunden bis zu einem AG-Unterricht zu überbrücken, stellt unser Fraktionsvorsitzender, der Vater von 2 Schulkindern ist, fest.
Zentrales Landes-Schulamt
In einem Desaster für CDU/FDP endete die Anhörung von Beteiligten und Experten zur Einführung dieser Monsterbehörde. 85 von 88 Experten lehnten die Einführung ab, darunter auch der elternbund Hessen (siehe auch die separate Stellungsnahme auf unserer Homepage). Keiner will sie, keiner braucht sie, aber CDU/FDP halten wohl trotz dieser gesamtgesellschaftlichen Kritik daran fest. Warum nur? Versucht die Landesregierung etwa, ihre Bildungsideologie durchzusetzen und die bildungsfreundlichen (und meistens sozialdemokratisch regierten) Landkreise auszubooten? Der Verdacht liegt zumindest sehr nahe.
G8: Keine Entspannung, Stress für unsere Kinder in den Klassen 5-8 bleibt
Auch die angebliche Entspannung bei G 8 bleibt aus. Das System ist verkorkst und gehört abgeschafft! Die jüngsten Statistiken zeigen wesentlich mehr Sitzenbleiber bei G8 als bei G9. Brigitte Hofmeyer als unsere Landtagsabgeordnete kündigt an: Wir haben in der Plenardebatte nochmals deutlich gemacht, dass die SPD G8 in dieser Form abschaffen und zur 6-jährigen Mittelstufe zurückkehren will.
Inklusion: 80% der Anträge behinderter Kinder wurden abgelehnt – ein Skandal !
Eine große Herausforderung ist das inklusive Schulsystem, welches bei der Hessischen Bildungspolitik leider auf der Strecke bleibt. Denn das Schulgesetz beinhaltet einen Ressour- cenvorbehalt und stellt so jeglichen Anspruch eines behinderten Kindes auf Besuch einer allgemeinen Schule in Frage.
Die Folge ist, dass zum neuen Schuljahr 260 Anträge (= 80%) auf inklusive Beschulung abgelehnt wurden, mit der Begründung, dass die Schulen keine qualifizierten Lehrkräfte zur sonderpädagogischen Förderung haben bzw. die Gebäude nicht behindertengerecht seien.
So wird Hessen der UN-Behindertenrechtskonvention nicht nachkommen können. Im Gegenteil: Die neue Rechtsverordnung über sonderpädagogische Förderung schreibt größere Inklusionsklassen und einen schlechteren Personalschlüssel vor!!!