Die SPD Wolfhagen ist tief schockiert über das undemokratische Auftreten der Landesregierung bei der Anhörung zum Gesetz "Wahlfreiheit G8/G9". Doch wir möchten ihnen keine parteipolitische Meinung, sondern die Stellungnahme eines Anhörungsbeteiligten bieten:
Schulfriede wird gefährdet - Eltern fordern konkrete Änderungen, aber die hess.Landesregierung ist nicht bereit, diese zu prüfen !
Die Anhörung vor dem Kulturpolitischen Ausschuss im Landtag am 7.5.2014 war verheerend für das Gesetz der Regierungskoalition. Fast alle Anzuhörenden waren mit dem Gesetz extrem unzufrieden. Die versprochene Wahlfreiheit nach dem Elternwillen wird durch das Gesetz nicht umgesetzt.
Dr. Bartels von der Elterninitiative G9-Wahl.de sprach von einem Placebo-Gesetz, auf dem nur Wahlfreiheit und Elternwille außen drauf steht. Von vielen Beteiligten wurde klar ausgesprochen, dass der vielbeschworene Schulfriede mit diesem Gesetz nicht herstellbar sei. Vielmehr bringt es gerade Eltern gegeneinander und gegen die Schulgremien auf, die von der Regierung den „schwarzen Peter" bekommen haben, wie es oft betitelt wurde.
Viele Anzuhörende und insbesondere die meisten Vertreter der Eltern fordern weiterhin konkrete Änderungen am Gesetz:
1. Zuallererst sollten die betroffenen Eltern gefragt werden.
- Bisher lehnen an den meisten Schulen die Schulgremien die Wahlmög lichkeit einfach ab, ohne die Eltern überhaupt zu befragen.
2. Es sollte sichergestellt werden, dass nur – oder zumindest vor allem die Betroffenen entscheiden dürfen.
- Bisher entscheiden auf allen Ebenen (Schüler, Eltern, Lehrer) auch alle
mit, die mit dem möglichen Wechsel und den betroffenen Kindern nichts zu tun haben. Das führt natürlich dazu, dass das Ansinnen eher abge- lehnt wird, weil die Klassen 5 bis 7 typischerweise eben noch nicht im Schüler- oder Elternvertretungsvorstand vertreten sind.
3. Die Stimmen von Eltern, denen es egal ist, ob ihre Kinder G8 oder G9 bekommen müssen für beide zählbar sein, um die Klassenbildung zu vereinfachen.
Zusätzlich sollte die Regierung alle Möglichkeiten prüfen, den Ver- trauensschutz auf eine andere Weise zu gewährleisten, der nicht dazu führt, dass eine sehr kleine Minderheit, die für G8 ist, allen anderen G9 verwehren kann.
Dazu wurden zwei konkrete Vorschläge genannt:
1. Die Kinder werden weitgehend im bisherigen Klassenverband unterrichtet – jedoch nach G9. Die Kinder, die G8 haben sollen, werden durch eine Binnendifferenzierung darauf vorbereitet, ein Jahr früher die Oberstufe zu erreichen.
- Mit Binnendifferenzierung gibt es bereits viel Erfahrung unter dem Thema Förderung von Hochbegabten, so dass da nichts Neues erfunden werden muss.
2. Alle Kinder der Klassen 5 bis 7 werden bis zur Klasse 10 nach G9 un- terrichtet und diejenigen, die G8 haben möchten erhalten die Möglichkeit, die Oberstufe in zwei Jahren zu absolvieren.
- Modelle für diese so genannte modularisierte Oberstufe gibt es bereits in Finnland und entsprechende Vorschläge wurden auch von der LSV bereits gemacht.
Beides Vorschläge hätten bei ihrer Umsetzung zur Folge, dass alle das bekämen was sie wollen, dass die Kinder weitgehend im Klassenverband bleiben könnten und dass dadurch wirklich echter Schulfriede einkehren könnte.
Leider weigert sich die Regierung bisher, derartige Vorschläge auf die Möglichkeiten der rechtskonformen Umsetzung prüfen zu lassen. Vielmehr forderten Vertreter der Regierung (u.A. die Herren Wagner und Irmer) von den Anzuhörenden, diesen Nachweis der möglichen Rechtskonformität zu erbringen. Da der KPA bereits am kommenden Dienstag die Beschlussvorlage für das Gesetz beschließen will, ist natürlich klar, dass dies absolut unmöglich zu leisten ist.
Dies sollte eigentlich ein Anliegen der Regierung sein, wenn sie das Volk, das sie gewählt hat wirklich vertreten will.
Dr. Bartels bringt es auf den Punkt: „Auch wenn die meisten Eltern mittlerweile nicht mehr glauben, dass die Regierungskoalition es ehrlich meint mit dem Versuch, den Elternwillen als maßgebliche Richtschnur zu nehmen und die Wahlfreiheit zu stärken, geben wir nicht auf.
Wir Eltern hoffen, dass wir uns in der Wahrnehmung der Regierung täuschen und sie doch noch eine Änderung des Gesetzes zugunsten von Elternwille, Wahlfreiheit und Schulfrieden durchführt. Die Zeit, dies noch rechtzeitig zu tun, ist knapp.
Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Die ausführlichen Stellungnahmen der beteiligten Experten finden sie als Download zu diesem Artikel.
Und ja, wir sind so demokratisch und veröffentlichen auch die ganz wenigen positiven Stellungnahmen, da wir den Meinung und Wunsch von Andersdenkenden wertschätzen und nicht verheimlichen wollen....