Die SPD Wolfhagen zeigt sich erstaunt über den Bericht in der HNA vom 27.05, dem zufolge es schon feststehen soll, dass die Kommunen im Landkreis Kassel ein gemeinsames Versorgungswerk mit e.on-Mitte gründen werden. Sie sieht hier noch erheblichen Diskussionsbedarf in den einzelnen Parlamenten, um der Tragweite der Entscheidung gerecht zu werden. Gerade die Sozialdemokraten setzen sich bundesweit für eine Demokratisierung der Energieversorgung und den Aufbau konzernunabhängiger Strukturen ein. Wie eine geplante langjährige Bindung an die Tochter eines Grosskonzerns in dieses Konzept paßt ist bisher nicht einmal ansatzweise erklärt worden. Im Gegenteil, stellt der Fraktionsvorsitzende der Wolfhager SPD, Heiko Weiershäuser fest: Das nordhessische Vorhaben passt nun mal ganz und gar nicht zum aktuellen Grundsatzbeschluss der SPD!
Zwar soll e.on-Mitte nur eine Minderheitsbeteiligung von 49 % bekommen, aufgrund der Rahmenbedingungen ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie in der Praxis die Zielrichtung des Unternehmens bestimmen kann und das Versorgungswerk keine Aktivitäten unternimmt, die nicht im Sinne des e.on- Konzerns sind. Gerade dieser Konzern. engagiert sich übrigens aktuell in Großbritannien beim Bau neuer Atomkraftwerke.
Wo E.ON drauf steht, ist und bleibt Atom drin!
Auch das Auftreten des Unternehmens in der laufenden Diskussion ist mehr als fragwürdig. Die Drohung mit massiven Arbeitsplatzverlusten bei einer Vergabe der Konzessionen an einen regionalen Mitbewerber ist angesichts der Tatsache, dass gerade e.on-Mitte in den vergangenen Jahren massiv Arbeitsplätze an andere Konzernstandort verlagert hat, nur als plumper Versuch einer Täuschung zu sehen, so der Fraktionsvorsitzende Heiko Weiershäuser weiter. Darüber hinaus anderen Unternehmen, die ebenfalls über jahrzehntelange Erfahrung in der Stromversorgung verfügen, die Kompetenz zur Übernahme von Stromnetzen abzusprechen, ist mehr als unredlich. Und die aktuell angekündigte Klage des E.ON-Konzern gegen den Atomausstiegsplan zeigt einmal mehr das profitorientierte und die Bedürfnisse der Menschen in unserem Land völlig missachtende Politik von E.ON. Das soll ein vertrauensvoller Partner für die nordhessische Energiewende sein, fragen sich die Wolfhager Sozialdemokraten ?
Sollte z.B. ein Verbund regional verwurzelter, konzernunabhängiger Unternehmen wie die Stadtwerke Union Nordhessen (sun) zum Zuge kommen, ist bei gleicher Versorgungssicherheit dagegen eher mit der Schaffung erweiterter kommunaler Kompetenz, Entwicklung eigenen Know-Hows und von weiteren, neuen Arbeitsplätzen zu rechnen.
Dass Grosskonzerne kein Interesse an dezentraler, regenerativer Energieerzeugung haben ist aktuell bei der Diskussion um die Novelle des Erneuerbare-Energien Gesetzes zu erkennen. Auf Druck der Konzerne will die schwarz-gelbe Bundesregierung die Förderung im Eilverfahren so ändern, dass industrielle Großanlagen wie Offshorewindparks, riesige Biogasanlagen usw. gegenüber kleinen, dezentralen Anlagen immens bevorzugt werden.
Dabei arbeiten gerade die kleinen Anlagen heute schon wirtschaftlich und bringen die Wertschöpfung in die Region. Sie bieten ein enormes Potenzial zum schnellen Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, während die Großanlagen noch längere Zeit bis zur Realisierung brauchen und außerdem an den Standorten hohe Belastungen für Mensch und Natur verursachen. Und auf einen weiteren wichtigen Punkt für unsere Umwelt weist die
SPD Wolfhagen hin: Der viel zitierte Netzausbau der Überlandleitungen kann bei dezentralen Lösungen auf ein deutlich geringeres Maß reduziert werden!. Es ist kaum vorstellbar, dass ein regionales Versorgungswerk unter Beteiligung der e.on-Mitte den dezentralen Ausbau wirklich vorantreibt, würden damit doch die Mammutanlagen der Konzernmutter überflüssig, bevor sie überhaupt ans Netz gegangen sind.
Auch die Tatsache, dass das Versorgungswerk auf den reinen Netzbetrieb des Niederspannungsnetzes beschränkt bleiben soll, und das vermutlich noch unter Federführung des bisherigen e.on- Personals, lässt wenig Hoffnung auf eine Energiewende keimen.
Nach Auffassung der SPD Wolfhagen gehört der Geschäftsfeld „Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“ und „Stromvertrieb“ untrennbar dazu. Denn nur so kann in der Region regenerativ erzeugter Strom bald auch direkt an die hiesigen Kunden verkauft werden- für die Zukunft ist das ein wichtiger Beitrag zur Preisstabilität. Für die Sozialdemokraten muss die zukünftige Energieversorgung nicht nur umweltverträglich, sondern auch sozial ausgewogen sein, und das geht auf Dauer nur mit dezentralen, konzernunabhängigen Konzepten. Mit der einseitigen Förderung von Grossanlagen, und der Beibehaltung von konzerngeprägten Versorgungstrukturen wird der Umstieg langsamer und teurer, und zahlen müssen es letztlich auch die sozial Schwachen.
Daher fordert die SPD Wolfhagen alle betroffenen Kommunalpolitiker auf, sich vor dieser wichtigen Entscheidung umfassend zu informieren und steht hierfür selbstverständlich auch mit kompetenten Ansprechpartnern zur Verfügung. Wir sind den entgegengesetzten Weg vor einigen Jahren schon sehr erfolgreich gegangen und gern bereit, darüber umfassend zu berichten.
Die Entscheidung, die jetzt zu treffen ist, hat nicht nur für die gesamte SPD und ihre Glaubwürdigkeit eine enorme Tragweite, sondern insbesondere für die Kommunen, ihre Menschen und künftige Generationen, zieht Heiko Weiershäuser ein abschließendes Fazit und fragt alle Verantwortlichen:
Wollen wir die Energiewende zum Nutzen der Menschen jetzt mutig angehen oder uns weiterhin in die Abhängigkeit der Atommafia begeben ?