Unsere heutige Frage:
Viele Ärzte stehen vorm Ruhestand. Was werden Sie tun, damit die medizinische Versorgung im Landkreis Kassel auch in den nächsten 5 Jahren noch gesichert ist?
Brigitte Hofmeyer:
Eine der Herausforderungen des demografischen Wandels wird die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung für die Menschen in der Region sein. Die wohnortnahe Arztversorgung muss auch künftig gewährleistet sein, insbesondere die Hausärzte sind für die Patienten wichtige zentrale Ansprechpartner.
Der sich abzeichnende Arztmangel auf dem Lande liegt vor allem darin begründet, dass junge Ärzte ein attraktives Wohnumfeld, geregelte Arbeitszeiten und gute Infrastruktur für sich und ihre Familie suchen. Daher ist es für die SPD wichtig, die Kommunen zu stärken, damit sie für gute Infrastruktur sorgen und sich auch an notwendigen ärztlichen Zentren im ländlichen Raum beteiligen können.
Denn wenn junge Ärzte überwiegend keine eigene Praxis wollen, sondern lieber im Team arbeiten, dann müssen vor Ort entsprechende Lösungen gefunden werden. Daher will die SPD die Kommunen in die regionale Versorgungsplanung einbinden.
Für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum werden Medizinische Versorgungszentren unverzichtbar werden. Dort, wo mehrere Ärzte unter einem Dach arbeiten, gibt es Entlastung bei der Bürokratie, bei der Beschaffung medizinischer Geräte und vor allem im Bereich der Arbeits- und Vertretungszeit.
Landes- und Bundesregierung haben es in der Vergangenheit versäumt, Anreize für Mediziner auf dem flachen Land zu schaffen. Die Kompetenzen der Länder müssen daher gestärkt und die Gesundheitspolitik auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene besser vernetzt werden.
Mit einer Bundesratsinitiative fordert die SPD eine Ausweitung der Kompetenzen der Länder für die Planung und Organisation der gesundheitlichen Versorgung. Die Versorgung muss sich nach dem echten Bedarf und nicht nach der Zahl der Privatpatienten richten. Die Kommunen müssen zu Lasten der teilweise sehr bürgerfernen Steuerung durch die Kassenärztliche Vereinigung stärker in die regionale Versorgungsplanung einbezogen werden. Es gibt bisher nur eine unzureichende Versorgungsplanung in Hessen und das Thema der Überversorgung wird nicht angegangen. Die Lockprämie für neue Praxen von Sozialminister Grüttner hat nicht gefruchtet - keine 10 Praxen wurden mit je 50 T€ gefördert. Das ist keine Antwort auf ca. 2.000 fehlende Hausärzte.
Allerdings liegt es auch an unserer Region, aktiv für Ärzte zu werben. Hier ist das Regionalmanagement Kassel in der Verantwortung. Ärztebindung durch örtliche Weiterbildungsmöglichkeiten an unseren Kliniken - das ist ein Ansatz, junge Ärzte/innen an die Region zu binden. Diese Bereitschaft zur Kooperation hat die Uni Kassel signalisiert und das gilt es mit den Kliniken in unserer Region zu nutzen.
Eine stärkere Vernetzung zwischen ambulanten und stationären Angeboten muss in Zukunft in jedem Fall erfolgen, um die wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten. Dazu gehört eine wohnortnahe Krankenhauslandschaft. Die von der Landesregierung vorgesehene Streichung projektbezogener Investitionszuschüsse für Krankenhäuser lehnt die SPD ab.