Sonntag, 10 November 2013 21:13

Bewegende Gedenkveranstaltung zum Pogrom

Es war eine bewegende Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des Nazi-Pogroms, darin waren sich die vielen Teilnehmer einig. Noch einiger aber waren sie sich im Fazit: So etwas darf nie wieder passieren, deshalb müssen wir alles dafür tun, dass die Nazi-Greueltaten des Pogrom und der damit beginnenden Judenverfolgung im Gedächtnis bleiben. Der Vorsitzende des Heimat und Geschichtsvereins Wolfhagen, Richard Mangold, brachte es auf den Punkt: „Die Erinnerung darf niemals verblassen, es ist unsere tiefste innere Überzeugung, die schrecklichen Ereignisse aufzuarbeiten - das sind wir auch den Wolfhager Opfern schuldig“.

Dazu hilft es ungemein, dass jedes Jahr auch Schülerinnen und Schüler der WFS die Veranstaltung mitgestalten. Wolf-Arne Pillardy vom Vorbereitungskreis 9.November sprach in diesem Zusammenhang von der Generation der Enkel und Urenkel, die ja eigentlich keinen direkten Zusammenhang damit mehr haben. Umso wichtiger ist die Erinnerung anhand Schilderungen und Berichten von Zeitzeugen aufrecht zu erhalten.
Dies haben die Schülerinnen und Schüler in Form einer modernen Talkshow im Interview-Stil versucht, in deren Mittelpunkt sie die Tatsachenschilderung einer Wolfhagerin stellten und damit die vielen Besucher sehr bewegten. Zum Abschluss verlasen die Schüler dann noch die Chronolgie der Ereignisse in Wolfhagen. Aufgrund dieser tollen Leistung, die unter Anleitung von Herrn von der Straten vorbereitet wurde, wollen wir dies hier am Ende des Berichts veröffentlichen.

Bürgermeister Schaake übermittelte herzliche Grüße von den beiden Ehrenbürgern Wolfhagen, den überlebenden jüdischen Mitbürgern Lutz Kann und Ralph Moellerich und bekräftigte die Hoffnung, mit den Gedenkveranstaltungen, die inzwischen schon zur Tradition geworden seien, eine Aussöhnung zu schaffen. Er berichtete weiter, dass ihm Lutz Kann voller Stolz mitteilte, dass er ein schriftliches Lob vom Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, für die ihm verliehene Ehrenbürgerwürde in Wolfhagen erhalten habe und "das die Stadt Berlin stolz sei, einen solchen Mitbürger zu haben".
"Mit der Ehrenbürgerschaft, beschlossen von den heutigen Stadtverordneten, haben wir im hier und heute den Überlebenden des Holocaust ein Stück Würde wiedergegeben", sagte Schaake.

Auch in diesem Jahr wurde wieder eine Gedenktafel an einem Haus enthüllt, welches früher im Besitz jüdischer Mitbürger war. Für die Bereitschaft dazu dankten alle Teilnehmer der Familie Biermann ganz herzlich.

Hier nun die szenische Darstellung der Schülerinnen und Schüler:

 

Moderatorin:
Frau St., wie erlebten Sie als Nichtjüdin die Zeit des Nationalsozialismus‘ in Wolfhagen?“

Frau St.:
„An die Nazi-Zeit kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich lebe heute zwar in den Vereinigten Staaten, wohnte aber als gebürtige Wolfhagerin bis in die ‘50er Jahre hier:
Ab 1932 habe ich eine Ausbildung im Manufakturwarengeschäft der jüdischen Familie Klebe in der Schützeberger Straße gemacht. Zu meinen Arbeitgebern hatte ich ein gutes Verhältnis.
Samuel Klebe, der Besitzer, hatte im Ersten Weltkrieg für seine Tapferkeit das Eiserne Kreuz erster Klasse bekommen und dachte daher, dass ihm unter den Nazis nichts passieren würde.
Seit ‘33 standen jedoch SA-Leute vor den jüdischen Läden und schrieben zur Einschüchterung die Namen der Kunden auf. Deshalb kauften auch immer weniger Wolfhager bei uns ein. Hinzu kam, dass viele säumige Kunden, die ich als Lehrmädchen aufsuchen musste, ihre Schulden nicht mehr bezahlten und häufig sogar aggressiv wurden. So kam es, dass Familie Klebe im Frühsommer ‘34 ihr Textilgeschäft aufgeben musste und es Nichtjuden[1] übernahmen. Von letzteren wurde ich auch weiter beschäftigt.“

 

Moderatorin:
„Wissen Sie, was anschließend aus Klebes wurde?“

 

Frau St.:
„Ja!
Herr Klebe, seine Frau Martha und ihre gemeinsame Tochter Ursula zogen zunächst zu Verwandten nach Köln. Später konnten sie über Kenia nach Israel fliehen und so dem Holocaust entgehen.“

 

Moderatorin:
„Wie stellte sich überhaupt die Situation für die Juden in Wolfhagen dar, nachdem die Nazis am 30. Januar 1933 die Macht übertragen bekommen hatten?“

 

Frau St.:
„Zu der Zeit, als Klebes weggingen, erniedrige man bereits systematisch die jüdischen Mitbürger:
So wurde beispielsweise Max Rosenstein von Wolfhager SA-Leuten auf einen Ochsen gesetzt und durch die Stadt geführt, nur weil er mit einer Christin befreundet war. - Das war in den Augen der Antisemiten ‚Rassenschande‘.
Der Eisenwarenhändler Albert Katzenstein gab sein Geschäft auf, nachdem eine größere Menschenmenge ihn und einen nichtjüdischen Kunden im November ‘35 massiv bedroht hatte.

Die meisten Wolfhager wussten auch, dass in den Zellen der ‚Alten Wache‘ am Marktplatz unter anderem Sally Giesberg von der SA misshandelt worden war.
– In einer Kleinstadt spricht sich sowas herum, zumal ja viele selbst Mitglied in der SA waren.
Aus all‘ diesen Gründen verließ die Mehrzahl der 65 Juden, die 1933 hier noch gemeldet waren, bis ‘38 Wolfhagen und zog zumeist in größere deutsche Städte, wo sie sich sicherer fühlte. Einige wanderten sogar ins Ausland ab. Im Sommer ‘39 musste dann mit Moses Block der letzte jüdische Einwohner die Stadt verlassen!

 

Moderatorin:
„Das ist ja wirklich bestürzend!
Kommen wir in diesem Zusammenhang bitte auf die Geschehnisse unmittelbar am 9. November 1938 zu sprechen:
Wie haben Sie die Pogrom-Nacht damals erlebt?“

 

Frau St.:
„Bereits einige Tage vorher gab es Gerüchte, dass die Synagoge in Brand gesetzt werden sollte.
Am 9. November begannen dann tatsächlich die Ausschreitungen in Wolfhagen. Nachmittags wurden Wohn- und Geschäftshäuser von jüdischen Familien geplündert, darunter das ehemalige Haus der Klebes. Man warf brennende Stoffballen auf die Straße und versuchte sogar, einige Gebäude anzuzünden. Gegen 19 Uhr war schließlich ein riesiger Feuerball am Himmel zu sehen und ich wusste sofort, dass nun die Synagoge brennt.
Im Laufe des Tages wurden sämtliche noch in der Stadt lebenden Juden im Gerichtsgebäude[2] in sogenannte ‚Schutzhaft‘ genommen, wie die Nazis sagten. Tags drauf sind die jüdischen Männer nach Kassel gebracht und anschließend für Wochen ins KZ Buchenwald deportiert worden. Da Frauen und Kinder noch bis zum 12. November im Amtsgericht ausharren mussten, erlebte Anneliese Kann ihren fünfzehnten Geburtstag dort. - Nach ihrer Entlassung haben viele jüdische Familien dann die Stadt für immer verlassen.“



 

[1] Familie Reinicke.

 

[2] Amtsgericht in der Burgstraße.

 

Und hier nun die Chronologie des Tages in Wolfhagen:

„Chronologie der Ereignisse vom 9. November 1938 in Wolfhagen frei nach den Erinnerungen von Frau St.:

Gegen 10 Uhr:
Vier bis fünf Lastwagen mit SS-Männern im sogenannten ‚Räuberzivil‘ werden in Wolfhagen gesichtet.

Gegen 10.30 Uhr:
Nach einem erfolglosen Versuch, in die Synagoge in der Mittelstraße einzubrechen, wendet sich das Rollkommando in Richtung der jüdischen Schule in der benachbarten Gerichtsstraße. Der Mob, dem sich zwischenzeitlich stadtbekannte NSDAP-Mitglieder angeschlossen haben, plündert und zerstört unter Führung des Leiters der bezirklichen Krankenversicherung[1] das Inventar und wirft Bücher auf die Straße. Auf dem Höhepunkt wird ein Sprengsatz gezündet, der einen Brand auslöst.
- Das Gebäude kann jedoch gerettet werden.

Gegen 11.30 Uhr:
In der Mittelstraße wird das Haus der Familie des Manufakturwarenhändlers Salomon Kron gestürmt, und es fällt Raub und Vandalismus zum Opfer. Auch hier wird ein Brandsatz geworfen, das Feuer jedoch wenig später von Helfern gelöscht.

Gegen 12 Uhr:
Man attackiert nun das Wohn- und Geschäftshaus der Familie des Schuhmachers Siegmund Kann in der Mittelstraße. Hier werden Fenster, Türen und das Mobiliar verwüstet, Dokumente vernichtet und Vieles gestohlen.

Gegen 14 Uhr:
Auch das Haus in der Schützeberger Straße, in dem zuvor die jüdische Familie Klebe lebte und das jetzt von einer nichtjüdischen Familie bewohnt wird, wird besetzt. Gegenstände der Klebes, die sich noch auf dem Dachboden befinden, werden auf die Straße geworfen.

Im Laufe des Tages werden weitere jüdische Wohn- und Geschäftshäuser überfallen. So stürmt beispielsweise der NSDAP-Kreisleiter[2] höchstpersönlich die sogenannte Steinkammer der Familie von Josef Möllerich in der Schützeberger Straße.

Gegen 15 Uhr:
Das Haus der Winterbergs in der Mittelstraße wird mit einer Brechstange geöffnet. Die Menge drängt hinein, raubt und demoliert.


Gegen 18 Uhr:
Der Exzess erreicht seinen Höhepunkt, als die Synagoge und das Haus von Salomon und Hilda Winterberg in Brand gesetzt werden. Das Petroleum hierfür wird von einem Einwohner Wolfhagens zur Verfügung gestellt. Das Feuer in der Synagoge wird nicht gelöscht, nur die umliegenden Häuser vor einem Ausbreiten der Flammen geschützt. Das Winterbergsche Haus, ein Fachwerkbau, brennt lichterloh. Auch hier erachtet die Feuerwehr ein Eingreifen nicht für notwendig bzw. wird daran gehindert.
Später wird die Synagoge abgerissen und ein Geschäft[3] auf dem Grundstück errichtet.

Am Ende des Tages finden sich auf den Straßen Wolfhagens private Papiere, Kleidung, Hausrat und Wertgegenstände von Julius und Berthold Block, Johanna Goldschmidt, Hermann Hiersteiner und den vielen anderen ehemaligen jüdischen Nachbarn.

Schnitt
31. März 1945:
Amerikanische und belgische Soldaten marschieren in Wolfhagen ein und beenden auch hier den Wahn von einem tausendjährigen Reich, bei dessen Ende mindestens 51 tote jüdische Mitbürger Wolfhagens zu beklagen sind.“

 


[1] Hr. Zorn.

[2] Hr. Töfflinger.

[3] Metzgerei Waßmuth.

Sozial, demokratisch, gesellschaftsorientiert, familienfreundlich und bürgernah: SPD-Wolfhagen

Sozialdemokratische Politik in Wolfhagen

steht seit jeher für gerechte und erfolgreiche Politik für die Bürger/-innen. Wir setzen uns ein für Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit, Integration, wirtschaftliche Entwicklung, ökologische Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir fördern die Attraktivität unserer Kommune und ihre Verankerung in einer starken Region. Wir treten ein für ein lebenswertes Wolfhagen!
Egal ob junge Familien oder alleinstehende Seniorinnen – in Wolfhagen soll sich jeder wohl und willkommen fühlen. Daher möchten wir den sozialen Trägern gute Rahmenbedingungen bieten, damit sie Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen unterstützen können. Um als Kommune zukunftsorientiert zu bleiben, treten wir für bezahlbaren Wohnraum ein. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei Familien, Menschen mit geringem Einkommen oder Bedarf nach barrierefreiem Wohnraum. Des Weiteren muss die Stadt Wolfhagen für das Behindertengleichstellungsgesetz einen Plan zur Umsetzung aufstellen. Vieles ist bereits für die geschafft und wir werden alle weiteren Maßnahmen zur Verbesserung unterstützen.

Um sich in einer Kommune wohl zu fühlen, ist das gesellschaftliche Zusammenleben von großer Bedeutung.

Viele Faktoren spielen hier eine Rolle, so zum Beispiel die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Wenn das Vereinsleben breit gefächert ist und vielen Bürger/-innen die Chance zur Beteiligung bietet, wird der Ort belebt und gestärkt. Wir unterstützen daher alle ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen, Hilfsorganisationen, Kirchen und anderen Organisationen. Wir haben die Mitarbeiter/-innen der „Tafel“ genauso im Blick wie Sportler/-innen, Musiker/-innen, die Feuerwehren oder mildtätig arbeitende Menschen. Wir fordern die Verbesserung der Infrastruktur der Sportstätten, die weiterhin kostenlose Nutzung der Gemeinschaftseinrichtungen sowie den Erhalt aller Dorfgemeinschaftshäuser. Ein weiterer Wohlfühlfaktor sind Kinderbetreuung und -bildungsmöglichkeiten. Können Kinder im eigenen Ort in die Tagesstätte oder zur Schule gehen, unterstützt dies nicht nur die Eltern, sondern trägt auch zur Stärkung des Ortes bei. Daher müssen die Grundschulen in Ippinghausen und Wenigenhasungen erhalten bleiben. Wir sind außerdem seit Langem in die Gespräche zur Weiterentwicklung der Wolfhager Grundschule eingebunden – der Umzug in die renovierte ehemalige Berufsschule an der Liemecke ist ein tolles Ergebnis. Für Lebensqualität in Wolfhagen sorgen aber auch unsere Feste und Veranstaltungen, der Viehmarkt, das Kneipenfestival, Märkte und die Waldbühne Niederelsungen. Wir stehen zum Kulturzelt und den Events des Kulturladens. Weiterhin unterstützen wir die Gastronomie- und Hotelbetriebe in der Stadt aktiv. So fordern wir beispielsweise den Beitritt zur Touristischen Arbeitsgemeinschaft Habichtswald.

Dieses gesellschaftliche Leben ist jedoch ohne Infrastruktur nicht möglich.

Gerade in unserer ländlich geprägten Region kommt es auf gute und nachhaltige Politik an, die Möglichkeiten zur Entwicklung bietet. Wir brauchen Baugebiete in allen Teilen der Kommune, damit Gewerbetreibende und Familien die Möglichkeit haben, ihr Vorhaben bei uns realisieren zu können. Das Geld aus dem Dorfentwicklungsprogramm muss in den Dörfern ankommen, damit die Menschen von Bauplätzen, Sanierungsmaßnahmen und Naturschutz profitieren. In heutiger Zeit ist schnelles Internet sowohl für private Haushalte als auch für Gewerbetreibende das A und O. Wir haben den Breitbandausbau in den Stadtteilen maßgeblich mit auf den Weg gebracht. Auch wenn es im Moment noch hakt heißt unser Ziel: leistungsfähige Breitbandversorgung in jedem Haus! Bei der Verkehrssituation sind ebenfalls einige Situationen zu verbessern. In der Innenstadt ist die positive Entwicklung der gastronomischen Betriebe durch ein verbessertes Verkehrskonzept zu unterstützen. Freiraum statt parkender Autos, Sitzplätze statt Suchverkehr. Dies wollen wir umsetzen, damit die Innenstadt blüht. Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Verkehrssituation in der Ippinghäuser Straße an der Grundschule. Die Situation der ein- und aussteigenden Schülerinnen und Schüler muss schnell verbessert werden. Und zuletzt ist die Gesundheitsinfrastruktur zu nennen: Die Kreisklinik Wolfhagen – das Thema der vergangenen Monate. Wir sind aktiv an Entwicklung und Betrieb unserer Kreisklinik beteiligt. Burkhard Finke und Heiko Weiershäuser (Förderverein) gehören zur Betriebskommission Kreisklinken. Wir stehen für eine dauerhafte und wohnortnahe stationäre Versorgung der Menschen im Wolfhager Land. Dafür haben wir zusammen mit Landrat Uwe Schmidt gekämpft und die Wiedereröffnung erreicht. Entwicklungen, die den Erhalt des Krankenhauses gefährden, treten wir entschieden entgegen.

Absolute Erfolgsthemen sind unsere Energie- und Klimapolitik.

Trotz vieler Widerstände haben wir unseren Weg zu einer Stadt mit 100-prozentiger Versorgung aus erneuerbaren Energien durchgesetzt. Windkraft, Solarenergie und energiesparende Straßenbeleuchtung sind super für die Umwelt und bringen viel Geld in die Stadtkasse. Die Bürger/-innen sind über die Bürgerenergiegenossenschaft an diesen Erfolgen beteiligt. Viele andere Kommunen übernehmen nun den Wolfhager Weg. Wir sind Vorreiterin und werden mit unseren Stadtwerken diese Entwicklung fortführen. Dazu wollen wir den Klimaschutzmanager unserer Stadt dauerhaft weiterbeschäftigen und den motorisierten Individualverkehr reduzieren, indem endlich die Radwege spürbar verbessert werden.

Unsere Finanzpolitik

zeichnet sich dadurch aus, dass eine aktive und gerechte Einnahmepolitik mit einer gezielten und maßvollen Ausgabenpolitik einhergeht, damit unsere Stadt mit ihren Stadtteilen auch künftig ein lebenswerter Wohnort für Menschen jeden Alters und für alle gesellschaftlichen Gruppen bleibt.